EVG geht in Urabstimmung über unbefristete Bahnstreiks
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn (DB) für gescheitert erklärt. Nun lässt sie ihre Mitglieder in einer Urabstimmung über unbefristete Streiks bei der Bahn entscheiden.
„Wir haben in den schwierigen Verhandlungen mit der DB AG zahlreiche Kompromisslinien aufgezeigt und Ähnliches vom Arbeitgeber erwartet. Nach Auffassung der Kolleginnen und Kollegen kam da zu wenig", sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert nach der Sitzung des Bundesvorstandes.
Die Deutsche Bahn (DB) hingegen kritisiert den Abbruch der Tarifverhandlungen durch die EVG aufs Schärfste. „Die EVG wirft einen fast fertigen Abschluss weg und setzt kurz vor dem Ziel alles auf Null. Eine Einigung war zum Greifen nah, 140 Seiten Tariftext sind bereits fertig. Was jetzt passiert, ist unglaublich. Die Gremien der EVG sind nicht kompromissbereit. Die Leidtragenden sind unsere Mitarbeitenden und unsere Fahrgäste", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Wir haben intensiv verhandelt, hart gerungen und viele Teileinigungen erzielt. Das ist jetzt alles wieder vom Tisch."
Insbesondere in der Frage der Lohnerhöhung gebe es unüberbrückbare Differenzen, betont die EVG. „Angesichts der immer noch hohen Inflation erwarten die Beschäftigten umgehend eine möglichst kräftige Lohnerhöhung. Die DB AG wollte aber in einem ersten Schritt nicht mehr als 200 Euro mehr zahlen und das auch erst im Dezember. Das ist zu wenig und zu spät", so der EVG-Vorsitzende Martin Burkert.
„Angesichts der unglaublich langen Laufzeit von 27 Monaten, die der neue Tarifvertrag gelten sollte, war auch der Betrag, um den die Löhne insgesamt steigen sollten, viel zu niedrig. Dass wir unsere Forderung nicht in voller Höhe durchsetzen werden, ist völlig klar, aber in die Nähe wollen wir schon kommen."
„Wir sind in den vergangenen Tagen mehrfach auf die DB AG zugegangen, um einen Abschluss möglich zu machen. Bei zahlreichen Forderungen, die wir aufgestellt haben, hätten wir eine Einigungsmöglichkeit gesehen. Wenn aber in der entscheidenden Frage der Lohnerhöhung die Erwartungshaltung unserer Mitglieder nicht erfüllen wird, scheitern die Verhandlungen. Das ist jetzt der Fall", sagte der EVG-Vorsitzende.
„Wir werden jetzt in die Vorbereitung der Urabstimmung gehen, mit allen damit verbundenen Folgen. Unbefristete Streiks werden dadurch möglich.", so Burkert. „Wir sind nach wie vor verhandlungsbereit; um zu einem Abschluss zu kommen, muss die DB AG jetzt noch einmal ordentlich nachlegen. Wir fordern nichts Unmögliches. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind es, die dafür sorgen, dass Bus und Bahn trotz aller nicht von ihnen zu verantwortenden Widrigkeiten täglich fahren und erwarten dafür zu Recht eine angemessene Bezahlung. Unsere Aufgabe ist es, diese durchzusetzen."
Die DB hatte nach eigenen Angaben zuletzt einen hohen Festbetrag sowie einen zusätzlichen Inflationsausgleich in Höhe von 2.850 Euro netto bei einer Laufzeit von 27 Monaten in Aussicht gestellt. Dies trotz der notwendigen Sanierung bei DB Cargo und den Busgesellschaften. Außerdem lagen laut Bahn weitere kostspielige strukturelle Verbesserungen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und der Mitarbeitendenbindung auf dem Tisch. Allein in der Instandhaltung, den Werkstätten und Stellwerken hätte es nochmal eine zusätzliche Lohnerhöhung von im Schnitt 7,5 Prozent gegeben, teilte die Bahn mit.
„Wir waren bereit, an unsere Grenze zu gehen, damit ein guter, ausbalancierter Abschluss zustande kommt. Denn: Ein echter Kompromiss tut am Ende immer beiden Seiten weh. Nach sieben Verhandlungsrunden ist es allerhöchste Zeit, dass auch die EVG ihrer Verantwortung gerecht wird, um diesen unnötigen Marathon zu beenden", so DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Die Sommerferien stehen unmittelbar vor der Tür, die Reisenden wollen planen. Und unsere Mitarbeitenden wollen endlich mehr Geld."