Palmer legt sich mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer an
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer kritisiert die prominente Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future. Ihr wirft Palmer vor, zu weit zu gehen und eine "neue Gegnerschaft" gegen den Klimaschutz heraufzubeschwören.
Boris Palmer ist zurück von der Auszeit, die er sich für den Juni selbst verordnet hatte, nach einem Eklat bei einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main. In einem langen Brief an Luisa Neubauer, der der Zeitung "Welt" vorliegt, schreibt der parteilose Oberbürgermeister von Tübingen, dass sie mit ihrer Forderung nach einem Kampf gegen "Fossilität" zu weit zu gehe.
Palmer bemängelt in dem Brief, dass die Klimaaktivistin von Fridays for Future und Grünen-Mitglied Neubauer die Menschen gegen den Klimaschutz aufbringt. Er bezieht sich dabei auf eine Rede, die Neubauer am 22. Juni im Rahmen der Tübinger Mediendozentur gehalten hat.
„,Fossilität', das ist in Ihrer Rede nicht einfach nur das Geschäftsmodell von Ölkonzernen", schreibt Palmer an Neubauer. "Sie beantworten Ihre Leitfrage, wie es gelungen sei, die Menschen für immer mehr Klimazerstörung zu gewinnen, mit dem Satz: ,Mit Fantastilliarden an Werbegeldern wurden Menschen in fossile Wohlstandsmodelle hinein chauffiert. Emissionen wurden erstrebenswert.' Fossiles Leben, fossiler Konsum, fossiler Fortschritt seien uns eingetrichtert worden."
Palmer ist der Meinung, dass Neubauer damit den Kampf für Klimaschutz auf fast alles ausweitet, was das Leben der meisten Menschen lebenswert mache. "In Summe ist das nichts anderes als ein Frontalangriff auf das westliche Wohlstandsmodell, dem heute fast die ganze Welt nacheifert", so Palmer.
Neubauer schaffe damit eine neue Gegnerschaft gegen den Klimaschutz. "Aus einem mächtigen, aber isolierbaren Gegner, nämlich den Energiekonzernen, haben Sie so ohne Not einen allgegenwärtigen, übermächtigen Gegner erschaffen, nämlich nahezu alles, worauf die globale Wirtschaft und Gesellschaft fußen."
Palmer betont: "Vattenfall und RWE kann man besiegen, sie sind sowieso nur noch ein Schatten ihrer selbst."
Der Brief im kompletten Wortlaut bei "Welt"